Industriell Denken im Bauwesen

Beton trifft Holz - Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Vorfertigung

Vortrag von Christian Prilhofer (CEO Prilhofer Consulting) am 20.03.2025 auf dem 3. Internationalen Kongress HolzBau | Technik & Wirtschaft an der HTW in Memmingen.

Vortrag Christian Prilhofer auf dem 3. HTW Kongress in Memmingen


Industrielle Vorfertigung und Automatisierung 

Beim 3. Internationalen HTW-Kongress 2025 beleuchtet Christian Prilhofer, Geschäftsführer von Prilhofer Consulting, die Bedeutung der industriellen Vorfertigung im Wohnbau. Im Mittelpunkt steht der direkte Vergleich von Beton- und Holzbau – mit Blick auf Automatisierung, Effizienzpotenziale und zukünftige Bauprozesse.

Die Zukunft des Bauens liegt in der industriellen Vorfertigung

Unabhängig vom eingesetzten Baustoff wird die Vorfertigung zum zentralen Element des zukünftigen Wohnbaus. Sowohl Holz als auch Beton sind durch ihre Materialeigenschaften besonders geeignet für industrielle Prozesse. Traditionelle Baustoffe wie Ziegel stoßen hier schnell an ihre Grenzen.

Industrielles Denken – also das Planen und Produzieren in Fabrikumgebung – schafft die Voraussetzungen für qualitativ hochwertige, wirtschaftliche und schnelle Bauweisen. Durchgängige Datenflüsse, automatisierte Planung und vernetzte Produktionsprozesse sind dafür essenziell. Die Betonfertigteilindustrie gilt hier als Vorreiter: Bereits in den 1980er Jahren wurde die direkte Datenverwendung aus CAD-Systemen in die Fertigung eingeführt – damals eine revolutionäre Idee. Heute lassen sich sogar BIM-Modelle nahezu durchgängig in die Produktion integrieren.

Beton und Holz: Gemeinsamkeiten im industriellen Bauen

Unabhängig vom Werkstoff gilt: Vorfertigung ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie ermöglicht standardisierte Abläufe, reduziert Fehlerquellen und steigert die Effizienz. Wichtig ist jedoch eine frühzeitige, präzise Planung – etwas, das im klassischen Bauprozess bisher oft fehlt. Die baubegleitende Planung ist vielerorts noch der Standard, was die Vorfertigung erschwert.

Beton- und Holzbau könnten hier gemeinsam wirken: Eine koordinierte Anstrengung, um Vorfertigung als modernes Bauprinzip bekannter zu machen, wäre nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. Denn gegeneinander zu arbeiten führt zu Unsicherheit bei Bauherren und Investoren – und schadet letztlich allen Beteiligten.

Unterschiede und Herausforderungen

Trotz vieler Parallelen gibt es auch wesentliche Unterschiede – insbesondere beim Material und den logistischen Rahmenbedingungen.

Holz als leichter Baustoff lässt sich deutlich wirtschaftlicher über größere Distanzen transportieren als schwere Betonfertigteile. Dieser Vorteil führt im Holzbau regelmäßig zu Überlegungen, sogenannte Mega-Fabriken zu errichten. Diese benötigen jedoch eine entsprechend große Organisation und eine gesicherte Pipeline an Aufträgen, um wirtschaftlich betrieben werden zu können.

Im Betonfertigteilbau verlief die Entwicklung anders: Seit den 1980er Jahren wurde Beton zunächst nur ergänzend zum traditionellen Bau eingesetzt – etwa in Form von Decken, später auch Wänden, Treppen und Balkonen. Das ermöglichte, sich schrittweise in den Markt hineinzubewegen. Sowohl die Technologie als auch das Produkt selbst konnten über Jahre hinweg erprobt und verbessert werden. Dieser langsame, aber stetige Prozess führte zu einer heute hochentwickelten industriellen Produktionsweise, die weltweit erfolgreich Anwendung findet.

Ausblick - Vielfalt als Stärke

Letztlich wird der Markt entscheiden, welches Bausystem sich durchsetzt – Holz, Beton oder eine Kombination beider. Die Zukunft liegt vermutlich in hybriden Ansätzen, bei denen unterschiedliche Materialien ihre jeweiligen Stärken einbringen. Entscheidend wird sein, wer es schafft, Bauprozesse ganzheitlich zu denken – von der Planung über die Vorfertigung bis zur Montage.

Industrielles Denken ist kein Trend, sondern eine notwendige Entwicklung. Wer die Potenziale frühzeitig nutzt, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch einen echten Beitrag zur Qualität und Nachhaltigkeit im Wohnbau leisten.